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Wolfgang Schimmel, ehrenamtlicher juristischer Berater der belletristischen Urheberinnen und Urheber in der VG WORT, ist am 17.10.2025 im Alter von 77 Jahren plötzlich und unerwartet verstorben.

Gerlinde Schermer-Rauwolf, Literaturübersetzerin und stellvertretende Vorsitzende des Verwaltungsrats, würdigt seinen langjährigen Einsatz für die Interessen der Urheber.

Wolfgang Schimmel studierte im Rahmen seines Jurastudiums unter anderem Rechtsinformatik und arbeitete als Assistent von Prof. Dr. Wilhelm Steinmüller, einem Pionier des deutschen Datenschutzes, sowie bei der Gesellschaft für Mathematik und Datenverarbeitung (GMD) in Bonn / St. Augustin.

Ab 1983 war er dann „bei der Gewerkschaft“, als Rechtssekretär beim Hauptvorstand der IG Druck und auch schon in den 80er Jahren mit zuständig für den Verband deutscher Schriftsteller*innen (VS) und die damals diesem zugehörige Übersetzersparte.

Nachdem Wolfgang Schimmel auf Seiten der IG Druck und Papier maßgeblich am Zustandekommen der ersten Urheberrechtsregelungen in den Manteltarifverträgen Tageszeitungen und Zeitschriften beteiligt war, setzte er dieses Engagement später auf Seiten der IG Medien bei den Tarifverträgen zur Kabelweiterleitung und den Altersversorgungstarifverträgen mit ZDF und ARD fort. Nach der Fusion zu ver.di arbeitete er an den Urheberrechtstarifverträgen für arbeitnehmerähnliche Freie in den großen ARD-Anstalten und im ZDF und den ersten gemeinsamen Vergütungsregeln u.a. mit den Tageszeitungsverlagen.

Für den Verband deutscher Schriftsteller*innen (VS) und die Übersetzersparte verhandelte er mit dem Börsenverein die Aktualisierungen ihrer Normverträge, nach der Verabschiedung des Urhebervertragsrechts 2022 war er für die Literaturübersetzer:innen in ver.di (VdÜ) bei der viele Jahre dauernden Auseinandersetzung um eine angemessene Vergütung mit den deutschen Publikumsverlagen unersetzlich. 

Denn dem hochgeachteten Experten für das Urheber-, Presse- und Medienrecht, an dessen Entwicklung und Reformen er maßgeblich beteiligt war, lag stets in besonderem Maße die Verbesserung der sozialen Lage der Kreativen am Herzen. Das Urhebervertragsrecht war für ihn das Arbeitsrecht der Kreativen.

Außerdem saß er im Beirat und Widerspruchsausschuss der Künstlersozialkasse und war mehrere Jahre stellvertretendes Mitglied im Verwaltungsrat der VG Bild-Kunst.

Und auch über sein altersbedingtes Ausscheiden aus ver.di 2013 hinaus war er über 20 Jahre bis zu seinem Tod der ehrenamtliche juristische Berater der belletristischen Urheberinnen und Urhebern in der VG WORT. Wobei er, bei allem engagierten Einsatz für die Interessen seiner Berufsgruppe, die VG WORT als gemeinsame Organisation von Urhebern und Verlagen stets mit im Blick behielt.

Wolfgang Schimmel war nicht nur äußerst kenntnisreich, klug und zugewandt, sondern auch von großer Bescheidenheit. Er zeigte Probleme und Handlungsmöglichkeiten auf, überließ die Entscheidungen aber stets denen, die er beriet. Dabei waren seine vermittelnden Vorschläge in schwierigen Situationen stets weit mehr als nur hilfreich.

Die Berufsgruppe der belletristischen Urheberinnen und Urheber schätzt sich glücklich, ihn an ihrer Seite gehabt zu haben. Wir sind ihm dankbar für seinen Beistand, seine Hilfe und seine Freundschaft, und werden ihn in ehrendem Angedenken behalten.

Er fehlt uns sehr.

Gerlinde Schermer-Rauwolf, Literaturübersetzerin und stellvertretende Vorsitzende des Verwaltungsrats der VG WORT